Interview

Juni | Juli 2025

„Immer up to date“

Warum Bildung in Zukunft für die gewerkschaftliche Arbeit noch wichtiger wird und warum die IGBCE für ihre Seminarangebote mit dem neuen Kompetenzzentrum Bildung (KomBi) neue Strukturen geschaffen hat, erklärt Birgit Biermann im Interview mit Kathryn Kortmann.

Birgit Biermann ist stellvertretende Vorsitzende der IGBCE.

Foto: Stefan Koch

Birgit, vor einem Jahr habt ihr die gewerkschaftliche Bildung der IGBCE auf neue Füße gestellt und das KomBi gegründet. Warum?

Die Veränderungsgeschwindigkeit in unseren Betrieben und in der Gesellschaft war noch nie so hoch wie heute. Dadurch kommt der Bildungsarbeit, die zu unserer DNA gehört, eine noch wegweisendere Bedeutung zu. Denn Bildung ist ein entscheidendes Instrument, um die Handlungsfähigkeit von Gewerkschaften zu stärken. Wir müssen auf die sich stetig wandelnden Anforderungen zeitnah reagieren können und unsere Funktionärinnen und Funktionäre durch entsprechende Seminare möglichst schnell sprech- und handlungsfähig machen. Genau dazu dient die Fokussierung unserer Bildungsverantwortlichen in den Bildungszentren und der Hauptverwaltung.

Das KomBi ermöglicht das?

Ja, denn mit der Neuaufstellung haben wir dafür gesorgt, dass wir auf aktuelle Entwicklungen unmittelbar reagieren können, ihnen nicht hinterherlaufen, sondern immer up to date sind. So sind wir in der Lage, unseren Kolleginnen und Kollegen schnellstmöglich Wissen und Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie dabei unterstützen, die Veränderungen in den Betrieben – zum Beispiel durch die Digitalisierung oder den zunehmenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) – zu bewältigen und somit proaktiv mitzugestalten.

Was habt ihr verändert?

Wir haben unsere Bildungsarbeit inhaltlich und strukturell neu gedacht und ausgestaltet. Das KomBi entwickelt und setzt eine moderne Strategie von Bildungsarbeit um. Dazu gehört zum Beispiel, Themen und Konzepte zu finden, die unsere Mitglieder über alle Altersgruppen hinweg ansprechen. Oder politische Seminare zu aktuellen Themen noch schneller zu konzipieren und anzubieten. Außerdem testen wir neue technische Möglichkeiten, wie den Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der Seminarauswahl.

Wir haben einen digitalen Seminarberater konfiguriert, der auf der Homepage des KomBi unkompliziert das passende Seminar filtern kann.

Birgit Biermann

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Und was hat sich strukturell getan?

Wir haben im KomBi nicht einfach mehrere Abteilungen zusammengeführt, sondern eine gänzlich neue Struktur aufgebaut. So sind im Kompetenzzentrum alle politischen Sekretärinnen und Sekretäre vereint, die bisher in der Abteilung Bildung und an unseren Schulen in Haltern am See und Bad Münder tätig waren. Dieser Umstellungsprozess hat ganz neue Syner­gien freigesetzt. Unsere Kolleginnen und Kollegen entwickeln themenfeldbezogene Ideen, die teilweise auf Altbewährtem fußen, teilweise aber auch auf grüner Wiese erdacht sind und viel Experimentierfreude – auch trial and error – erfordern.

Kannst du dafür mal ein Beispiel nennen?

Unser Bundesbildungsprogramm ist ein gutes Beispiel. Klar ist, dass wir den Kolleginnen und Kollegen etwas an die Hand geben wollen, um sich zu informieren. Aber die bisherige Form des Katalogs, in dem sich die Daten, Orte und Themen wiederfinden, ist nicht mehr zeitgemäß. Deshalb haben wir einen digitalen Seminarberater konfiguriert, der auf der Homepage des KomBi unkompliziert das passende Seminar filtern kann. Auch das Bundesbildungsprogramm an sich ist für 2026 im Relaunch.

Du hast eben das Stichwort KI genannt. Welche Angebote macht ihr euren Funktionärinnen und Funktionären dazu?

Wir bieten eine ganze Reihe von Seminaren rund um Digitalisierung und KI mit dem Ziel, unsere Kolleginnen und Kollegen in den Gremien fit zu machen für diese zum Teil gänzlich neuen Herausforderungen. Neben konkreten Fragen, wo KI steht, welche Entwicklungen zu erwarten sind oder wie sich Arbeits- und Produktionsbedingungen verändern, nehmen wir auch ethische Grundsätze in den Blick oder informieren, was für Datensicherheit und gegen Überwachungsapparate wichtig ist.

Wie fällt deine Bilanz nach knapp einem Jahr KomBi aus?

Gut. Wir haben gewusst, dass viel Arbeit auf uns zukommt. Das KomBi befindet sich noch mitten im Prozess – genauso wie Bildung an sich auch nie ein abgeschlossener Prozess ist. Wir haben in kürzester Zeit mehr auf den Weg gebracht, als wir es zu Beginn für möglich gehalten haben. Und das macht mich unheimlich stolz.