Ein Plädoyer für Vielfalt
Maja Mäcker ist Betriebsrätin bei 50Hertz in Berlin und kämpft gegen Diskriminierung.
„Niemand sucht sich seine Herkunft oder Hautfarbe aus.“
Vielfalt ist für Maja Mäcker mehr als nur ein Wort. Die Bürokauffrau lebt Vielfalt, ist vielfältig ehrenamtlich aktiv. Während ihrer Ausbildung war sie zunächst als Mitglied der Jugend- und Auszubildendenvertretung oder im Bezirksjugendausschuss der IGBCE engagiert. Derzeit ist sie Assistentin des Betriebsrats und seit 14 Jahren selbst auch gewählte Betriebsrätin, ist Mitglied der Schwerbehindertenvertretung und aktuell in der Ausbildung zur „betrieblichen Ansprechpartnerin Sucht“. Sie ist stellvertretende Vorsitzende im Frauenausschuss der IGBCE im Bezirk Berlin-Mark Brandenburg, dazu Ersatzdelegierte in der Schwerbehindertenvertretung – neben all dem auch noch Mutter eines sechsjährigen Sohns.
„Vielfalt ist das, was das Leben so spannend und reichhaltig macht“, sagt Maja Mäcker. Aber nicht nur das. „Sie ist auch wichtiger Bestandteil unserer Unternehmenskultur.“ Die 38-jährige Berlinerin arbeitet beim Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz mit Hauptsitz in Berlin und zehn weiteren Standorten, vornehmlich in Ostdeutschland. Ein Unternehmen, das immer vielfältiger und bunter wird. Allein in diesem Jahr sind bei 50Hertz 320 Neueinstellungen geplant.
Vielfalt ist das, was das Leben so spannend und reichhaltig macht
Maja Mäcker
„So viel Vielfalt unter einen Hut zu bringen, ist durchaus eine Herausforderung“, erzählt Maja Mäcker, „Rassismus oder Diskriminierung sind zwar bei uns nicht sichtbar, aber das Unternehmen ist ja dennoch irgendwie auch ein Spiegel der Gesellschaft.“ Und in der geht es gegenwärtig zuweilen ruppig zu, sind Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung beinahe allgegenwärtige Phänomene. „Das aber passt so gar nicht zu unserer Unternehmensphilosophie“, sagt die engagierte IGBCElerin. „Damit Hass und Hetze sich hier gar nicht erst Bahn brechen, sind wir bei 50Hertz präventiv unterwegs.“
2023 hat der Betriebsrat deshalb die AG Vielfalt ins Leben gerufen und Mitglieder aus dem schon länger bestehenden Unternehmensnetzwerk Diversity integriert. „Unser Ziel ist es, eine Umgebung zu gestalten, in der jede Kollegin und jeder Kollege mit all ihren und seinen individuellen Eigenschaften und Eigenheiten angenommen wird und sich wohlfühlen kann“, erzählt Maja Mäcker, die auch in dieser Vielfalts-AG mit viel Schwung mit von der Partie ist. Das erste große Projekt gegen Diskriminierung und für Toleranz hat die noch junge AG zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus im März bereits aufgelegt. In Kooperation mit dem Qualifizierungsförderwerk Chemie (QFC) ging ein mehrstufiges Programm mit unterschiedlichsten Veranstaltungsformaten an den Start. Darunter waren ein Vortrag mit anschließenden Workshops rund ums Thema Schubladendenken, ein Onlineplanspiel zu den Themen Demokratie und Fairness oder ein teambildendes Escape-Room-Spiel, aus dem es nur zusammen einen Ausweg gab.
Damit Hass und Hetze sich hier gar nicht erst Bahn brechen, sind wir bei 50Hertz präventiv unterwegs.
Maja Mäcker
Besonders nachhaltigen Eindruck aber hat nicht nur auf Maja Mäcker die „Living Library“ hinterlassen – die Bibliothek der „lebenden Bücher“. Menschen, die Personengruppen angehören, die Erfahrung mit sozialer Ausgrenzung haben. „Darunter waren Menschen mit Erfahrungen im Rotlichtmilieu, Obdachlose oder Alkoholkranke, andere hatten Gewalt erlebt“, erklärt Mäcker. Zunächst haben die Teilnehmenden nur die Lebensgeschichten gehört. Dabei entstanden Bilder im Kopf, die dann jedoch so gar nicht mit den Menschen zusammenpassten, die anschließend „leibhaftig vor uns standen“. Denn die Geschichten gehen weiter, sie sind nur ein Teil der Vita, den zweiten erzählen die „Living Libraries“ dann selbst. Der handelt oft von Selbstheilungsprozessen und gänzlich anderen Wegen, als „die, die wir erwartet hatten“, sagt Maja Mäcker. „Das ging sehr unter die Haut und hat uns noch lange beschäftigt.“ Die Schicksale zeigten, wie „wenig Vorurteile oder Stereotype Menschen gerecht werden“. Dafür will Maja Mäcker mit der AG Vielfalt bei 50Hertz weiter sensibilisieren. „Damit jeder Mensch die Chance hat, so respektiert zu werden, wie er ist. Denn niemand von uns hat sich ausgesucht, wo und mit welcher Hautfarbe wir geboren wurden oder ob wir gesund oder krank sind und mit Behinderungen leben müssen.“