Portrait

Februar | März 2024

Der Herzblut-IGBCEler

Stephan Güldner,
BASF Ludwigshafen

Gewerkschafter durch und durch: Der 50-Jährige ist, wie „familiär vorbelastet“ und als Vertrauensmann und Mitglied der Tarifkommission im Landesbezirk Rheinland-Pfalz/Saarland für die IGBCE aktiv.

Foto: Marcus Schwetasch

„Nach der Tarifrunde ist vor der Tarifrunde“, sagt Stephan Güldner. „Darum habe ich mein Ohr permanent das ganze Jahr über bei der Belegschaft, nicht nur in den Wochen und Monaten vor der nächsten Tarifrunde.“ Stephan Güldner ist Mitglied in der Tarifkommission im IGBCE-Landesbezirk Rheinland-Pfalz/Saarland – und in dem Gremium eine Ausnahme: Während die meisten Kommissionsmitglieder Betriebsräte oder Gewerkschaftsfunktionäre sind, sitzt er dort als IGBCE-Vertrauensmann.

„Als Vertrauensmann in diesem Gremium tätig zu sein, entbehrt nicht eines gewissen Charmes und hat einen großen Vorteil: Ich kann die Informationen aus der Tarifkommission direkt und ungefiltert eins zu eins an die Mitglieder im Betrieb weitergeben, ebenso umgekehrt deren Anliegen und Forderungen eins zu eins in die Tarifkommission spiegeln“, so Güldner.

Als ehrenamtlicher IGBCE-Vertrauensmann engagiert sich Güldner mittlerweile seit mehr als 20 Jahren bei seinem Arbeitgeber BASF in Ludwigshafen. Im Januar 2024 wählten ihn seine Kolleginnen und Kollegen nach sechs Jahren als Stellvertreter zum Vorsitzenden der Vertrauensleute an diesem BASF-Standort. Bei BASF arbeitet der 50-Jährige bereits seit Beginn seiner Ausbildung zum Energieelektroniker im Jahr 1990. Nach Abschluss seiner Lehre wechselte er 1994 in den Produktionsbereich Waschmittelrohstoffe, wo er heute als kaufmännischer Angestellter tätig ist.

Nach der Tarifrunde ist vor der Tarifrunde.

Stephan Güldner

Im Frühjahr 2024 muss der aktuelle Flächentarifvertrag durch die einzelnen Landestarifkommissionen gekündigt werden, sodass anschließend die neuen Tarifverhandlungen zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeberverband starten können. Die Friedenspflicht endet Ende Juni. „Einige wesentliche Kernanliegen der Beschäftigten kristallisieren sich in den zahlreichen Gesprächen während meiner Gänge über das Werksgelände, auf Betriebsversammlungen und bei Infoveranstaltungen in der Kantine jedoch seit längerem heraus“, sagt Güldner. „Angesichts der hohen Inflation wollen die IGBCE-Mitglieder in der nächsten Tarifrunde auf jeden Fall eine deutliche, tabellenwirksame Lohnerhöhung, Beschäftigungssicherung, flexiblere Arbeitszeiten sowie tarifliche Vorteile für Gewerkschaftsmitglieder erreichen.“

Diese Punkte trage er auch in die Tarifkommission, so Güldner. „Die IGBCE ist eine Mitmachgewerkschaft. Jedes Mitglied hat die Chance, sich in die Diskussion einzubringen und kann mir seine Anliegen mit auf den Weg geben. Die Stimmung in den Betrieben hat einen bedeutenden Einfluss auf die Diskussionen und Forderungsempfehlungen der Tarifkommission“, sagt Güldner. „Nur wenn die Kolleginnen und Kollegen die Forderungen der Gewerkschaft letztlich als ihre eigenen sehen, sind sie auch bereit, dafür einzutreten und im Fall des Falles für ihre Durchsetzung auch vors Werktor zu gehen.“

Die IGBCE ist eine Mitmachgewerkschaft.

Stephan Güldner

Stephan Güldner ist nach eigenen Angaben „überzeugter Herzblutgewerkschafter“ und bereits seit Beginn seiner Ausbildung Mitglied in der IGBCE. „In dieser Hinsicht bin ich familiär vorbelastet. Mein Vater, der sein Arbeitsleben lang in einer Schwestergewerkschaft Mitglied war, riet mir damals: ‚Geh da rein und mach da mit. Die Gewerkschaft ist alternativlos, keine andere Institution sonst kann deine Interessen als Lohnabhängiger vertreten‘“, so Güldner.

„Wenn man sein Engagement als ehrenamtlicher Vertrauensmann nicht auch ein Stück weit als Hobby betrachtet, kann man das nicht lange machen“, sagt Stephan Güldner. „Wenn die Leute mich wählen und mir ihr Vertrauen geben, möchte ich dem auch gerecht werden. Das ist meine Motivation, mich auch nach Feierabend und an Wochenenden mit Vertrauensleutearbeit zu beschäftigen und mich für die Interessen meiner Kolleginnen und Kollegen einzusetzen.“

Volker Wartmann