Der Spitzenwerber
Oliver Elsen,
Betriebsratsvorsitzender
Aluminium Oxid Stade
Seine Begeisterung für die IGBCE ist ansteckend, er hat schon viele neue Mitglieder geworben.
IGBCE vom ersten Tag im Betrieb an! Das ist das Credo, nach dem Oliver Elsen lebt und handelt. Aus gutem Grund: Ihn hatte nach seiner Einstellung bei Aluminium Oxid Stade (AOS) niemand auf eine Mitgliedschaft in der Gewerkschaft angesprochen. Fünf Jahre gingen ins Land, ehe ein Kollege damit „um die Ecke kam“. So etwas passiert neuen Kolleginnen und Kolleginnen bei AOS garantiert nicht mehr. Oliver Elsen ist als IGBCE-Vertrauensmann „Gewerkschaftsmitgliederwerber Nummer 1“ in dem Unternehmen mit rund 500 Beschäftigten. Doch der Reihe nach.
Als Elsen Anfang 2000 als Chemie-Hilfswerker im Vier-Schicht-System bei AOS anfing, sei niemand von den betrieblich aktiven IGBCE’lern auf ihn zugekommen, erzählt er und ergänzt: „Und ich war damals vielleicht auch nicht neugierig genug, um zu erfahren, was die IGBCE eigentlich für uns so macht und warum Gewerkschaft wichtig ist.“ Außerdem hatte er in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends neben der Arbeit ganz schön viel zu tun: heiraten, Haus bauen, Familie gründen.
Erst 2005 fragte ihn ein Kollege aus dem Betriebsrat, ob er sich nicht im Betrieb auch gewerkschaftlich mehr einbringen wolle. Elsen war gleich Feuer und Flamme. Denn sich für andere zu engagieren und die Stimme für die zu erheben, die das selbst nicht können, war damals auch schon außerhalb des Betriebs sein Ding. Ab 2006 hatte er auch für betriebliche Belange ein offizielles Mandat. Seine Kolleginnen und Kollegen wählten ihn in den Betriebsrat und zum Vertrauensmann. Seit 2014 ist er freigestellter Betriebsratsvorsitzender.
Im Grunde versteht auch jeder, dass es ohne Gewerkschaft nicht geht.
Oliver Elsen
Als IGBCE-Vertrauensmann ist er „Gewerkschafter durch und durch“ – und Mitgliederwerbung „aus tiefer Überzeugung“ deshalb auch seine große Leidenschaft. Bei ihrem Rundgang durch den Betrieb kommen alle „Neuen“ zwangsläufig im Betriebsratsbüro vorbei. Dort wartet Oliver Elsen auf sie und geht gleich in die Offensive. Er ist ein Gegenbeispiel zum Klischee des eher wortkargen Norddeutschen. Sein Motto: „Klartext schnacken.“ Seine Einstellung: Hier geht niemand ohne unterschriebenen Mitgliedsantrag raus. „Im Grunde versteht auch jeder, dass es ohne Gewerkschaft nicht geht“, so Elsens Überzeugung. So auch die neuen Auszubildenden in diesem Jahr – alle sind in die IGBCE eingetreten. Mit schlagkräftigen Argumenten hat Elsen sie davon überzeugt, dass es auch in Zukunft gute Tarifverträge und faire Löhne nur mit einer starken Gewerkschaft gibt.
Tariflohnbedingungen waren damals, im Jahr 2000, auch entscheidend für Oliver Elsens Wechsel zu AOS. „Ohne diese Sicherheit im Rücken hätten meine Frau und ich unsere Lebensplanung mit Hausbau und Familiengründung Anfang der Nuller-Jahre nicht so angehen können“, sagt der 49-jährige Elsen rückblickend.
Denn wie es sich anfühlt, ohne Tarif zu arbeiten, weiß Oliver Elsen nur zu gut. Vor seiner Einstellung bei AOS arbeitete der gelernte Heizungsbauer mehrere Jahre in einem Handwerksbetrieb. Als er seinen Chef einmal nach einer Aufstockung seines Gehalts fragte, antwortete der nur lapidar: „Ich kann dir nicht mehr Geld geben, weil ich mir gerade einen neuen Opel Omega 3000 bestellt habe.“ Eine Anekdote, die Elsen auch gern Kolleginnen und Kollegen erzählt, die noch kein Gewerkschaftsmitglied sind.
Endlich haben wir schwarz auf weiß, was viele schon seit Langem fordern: einen spürbaren Bonus für Mitglieder.
Oliver Elsen
Auch der diesjährige Tarifabschluss in der Chemieindustrie hilft ihm bei der Mitgliederwerbung. Dass IGBCE-Mitglieder jetzt einen zusätzlichen freien Tag pro Jahr bekommen, sei das „i-Tüpfelchen“ bei der Ansprache, sagt Elsen. „Endlich haben wir schwarz auf weiß, was viele Aktive an der Basis schon seit Langem fordern: einen spürbaren Bonus für Mitglieder.“ Seit dem Tarifabschluss sind noch weitere, bisher unentschlossene Kolleginnen und Kollegen bei AOS in die Gewerkschaft eingetreten.
Elsens Engagement als Gewerkschafter endet nicht am Werkgelände. Er sitzt für die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat von AOS, ist im IGBCE-Bezirksvorstand Hamburg/Harburg und im IGBCE-Landesvorstand Nord aktiv. Außerdem ist er stellvertretender Bürgermeister in seiner 1300-Einwohner-Heimatgemeinde Oberndorf an der Oste, Bauausschussvorsitzender im Gemeinderat und ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht Stade. Viel Zeit für Hobbys bleibt da kaum. Aber eine gemeinsame, abendliche Fahrradrunde mit seiner Frau in der Umgebung von Oberndorf gehört für ihn zu einem gelungenen Tag dazu.